Erfolgreiche Zusammenarbeit für eine nachhaltige Zukunft
Die Auswirkungen des Klimawandels beeinflussen die Immobilienbranche zunehmend, während die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind. Besonders der Immobiliensektor trägt erheblich zur CO₂-Belastung bei und ist in der Schweiz für rund ein Viertel der gesamten CO₂-Emissionen verantwortlich (BAFU, 2024). Um Hypothekarinstitute dabei zu unterstützen, den wachsenden regulatorischen Anforderungen und dem Netto-Null-Ziel 2050 gerecht zu werden, hat IAZI ein innovatives Framework zur Berechnung des CO₂-Absenkpfads für Hypothekarportfolios entwickelt.
Ein datenbasiertes Modell zur CO₂-Reduktion
Das IAZI-Absenkpfad-Framework ermöglicht die Berechnung des Energiebedarfs, der CO₂-Emissionen sowie deren zukünftiger Entwicklung über das gesamte Hypothekarportfolio (finanziertes Gebäudeportfolio). Grundlage hierfür ist eine CO₂-Analyse des aktuellen Portfolios, die als Basis für die Berechnung des CO₂-Absenkpfads dient.
Dabei werden Sanierungsstrategien definiert, welche auf das gesamte Portfolio angewendet werden. Für jedes Objekt wird ein individuelles Szenario erstellt, das sowohl die erwartete Restlebensdauer der Bauteile als auch den Heizungsersatz mit umweltfreundlichen Alternativen berücksichtigt. Die Annahmen für den Ersatz werden nach Gebäudetyp – etwa Einfamilienhaus oder Mehrfamilienhaus – und Objektstandort unterschiedlich definiert. Durch diese individuelle Festlegung der Sanierungsstrategien lassen sich zum Beispiel kantonale Unterschiede abbilden, um eine realistische Schätzung sicherzustellen.
Einblicke in die Zusammenarbeit
Um eine möglichst praxisnahe und anwendungsfreundliche Lösung zu entwickeln, war die Zusammenarbeit mit der Luzerner Kantonalbank (LUKB) entscheidend. Die Bank brachte ihre bankspezifischen Anforderungen und praxisnahen Inputs in den Entwicklungsprozess ein, wodurch das Framework optimal auf die Bedürfnisse der Branche abgestimmt wurde.
Im Gespräch mit Erich Felder, Leiter Fachstelle Nachhaltigkeit der LUKB, und Roger Felder, Projektfachstelle Finanzen der LUKB, wollten wir zunächst wissen, welche Herausforderungen sie in der Vergangenheit bei der Nachhaltigkeitsbewertung ihres Hypothekarportfolios erlebt haben und wie diese adressiert wurden. Dazu meint Roger Felder:
«Im Hypothekargeschäft liegen uns auf Einzelgeschäftsebene viele und qualitativ gute Daten zu den Hypothekarschuldnern und zu den finanzierten Gebäuden vor. Es zeigte sich jedoch, dass diese Datenbasis für zuverlässige CO2-Bewertungen nicht ausreichend war. Dies vor allem bei älteren Bestandsgeschäften. Eine der grössten Herausforderung war deshalb die Datenanreicherung.
In einem ersten Schritt haben wir für den gesamten Gebäudebestand des Hypothekarportfolios die eindeutigen Gebäudeidentifikatoren erhoben. Damit haben wir die Voraussetzung geschaffen, dass wir auf Basis des EGID weitere Gebäudedaten aus dem öffentlichen Register (Eidg. Gebäude- und Wohnungsregister, GWR) oder von spezialisierten Unternehmen wie IAZI anreichern konnten.»
Im Anschluss haben wir bei Erich Felder nachgefragt, ob es spezifische Erkenntnisse oder überraschende Ergebnisse gab, die sich aus der Anwendung des Absenkpfad-Frameworks für die LUKB ergeben haben:
«Zunächst haben wir die Grundlagen für die Berechnung eines Absenkpfades evaluiert. In einem ersten Schritt orientierten wir uns an der Datenbasis des Projektes «Carbon Risk Real Estate Monitor (CRREM)». Unsere Ergebnisse haben jedoch eine nahezu lineare Absenkung bis 2050 gezeigt. Den individuellen Gebäudezuständen wurde mit diesem Ansatz aus unserer Sicht nicht angemessen Rechnung getragen.
Mit IAZI haben wir in einem weiteren Schritt ein Modell entwickelt, welches sowohl die Erneuerungszyklen von Gebäudeteilen als auch den Heizungsersatz angemessen berücksichtigt. Anhand der festgelegten Parameter modellieren wir den aktuellen und den zukünftigen Gebäudezustand, auf dessen Basis der CO2-Absenkpfad berechnet werden kann. Erste Ergebnisse zeigen: Die Simulationen führen zu einer deutlich anderen Dynamik als bei unserer bisherigen Modellierung auf der Grundlage der CRREM-Parameter.»
Neben den fachlichen Anforderungen ist die Art der Zusammenarbeit ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Deshalb wollten wir von beiden wissen, wie sie die Zusammenarbeit mit IAZI bei der Entwicklung des Absenkpfad-Frameworks erlebt haben und welche Aspekte besonders gut funktioniert haben. Roger Felder und Erich Felder beschreiben dies wie folgt:
«Die Zusammenarbeit mit IAZI war sehr ergebnisorientiert und zielführend. Zunächst haben wir gemeinsam die fachlichen Hintergründe und die verschiedenen Datenkonstellationen, die sich in der Praxis ergeben, besprochen. Auf der Basis unseres angereicherten Datenbestandes konnte IAZI für das Gesamtportfolio, das mehrere zehntausend Objekte umfasst, effizient den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen berechnen. Hierfür hat IAZI ihre Expertise auf dem Gebiet der Adress- und Gebäudedaten eingebracht.
Diese Portfoliobewertung bildete die Grundlage für den zweiten Teil des Projektes, die eigentliche Absenkpfad-Berechnung. Dank der anfänglichen Erarbeitung eines gemeinsamen Zielbildes war die Zeitspanne zwischen dem Start und dem Vorliegen erster Ergebnisse relativ kurz. In diesem Teil des Projektes hat IAZI zusätzlich ihre Expertise auf dem Gebiet der Datenanalyse und -modellierung eingebracht.»
Abschliessend wollten wir von Erich Felder wissen, wie die LUKB die gewonnenen Erkenntnisse künftig nutzen wird. Dabei interessierte uns insbesondere in welche Prozesse die Ergebnisse des Absenkpfad-Frameworks integriert werden sollen, welche strategischen Entscheide sich daraus ableiten lassen und welche nächsten Schritte die LUKB im Bereich Nachhaltigkeit plant. Erich Felder gab uns den folgenden Einblick:
«Die LUKB bekennt sich zum Netto-Null-Ziel 2050 im Einklang mit den Schweizer Klimazielen. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung haben wir für das Geschäftsjahr 2024 erstmals einen Klimatransitionsplan veröffentlicht, der das Zwischenziel Netto-Null 2030 für Scope 1 und 2 und Zwischenziele bis 2030 für «finanzierte Emissionen» enthält. Konkret haben wir erstmals Zwischenziele für die beiden Portfolios Hypotheken Wohnbau und Hypotheken Gewerbe festgelegt.
Die Ergebnisse des Absenkpfad-Frameworks werden wir dazu nutzen, unsere Zwischenziele periodisch zu validieren. Wir gehen davon aus, dass wir auf der Grundlage der erarbeiteten Datenbasis bessere Erkenntnisse werden gewinnen können, um zielführende Entscheidungen und Massnahmen auf dem Weg zu Netto-Null abzuleiten.»
Wir bedanken uns bei der LUKB, insbesondere bei Erich Felder und Roger Felder, für die stets angenehme und produktive Zusammenarbeit.
Ein Mehrwert für Hypothekarinstitute
Viele Institute setzen bereits auf die Expertise von IAZI, um ihr Nachhaltigkeitsreporting zu optimieren und gesetzliche Vorgaben effizient zu erfüllen. Dank der Nutzung bereits vorhandener Objektdaten wird der Aufwand für die Datenerfassung auf Bankenseite erheblich reduziert. So lassen sich die regulatorischen Anforderungen mit minimalem zusätzlichem Aufwand erfüllen.
Ein weiterer Schritt in Richtung nachhaltige Finanzierung ist die Emission von Green Bonds, welche den energetischen Umbau des Schweizer Gebäudeparks zusätzlich vorantreiben. IAZI unterstützt Sie nicht nur bei der Berechnung des CO₂-Absenkpfads, sondern auch bei der Planung und Umsetzung einer erfolgreichen Green Bond-Strategie.
Nachhaltigkeit gemeinsam vorantreiben
Die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen der LUKB und IAZI zeigt, dass nachhaltige Lösungen dann besonders wirksam sind, wenn sie praxisorientiert und datenbasiert entwickelt werden. Die Erkenntnisse aus diesem Projekt bieten nicht nur der LUKB, sondern auch weiteren Hypothekarinstituten wertvolle Ansätze für eine nachhaltige Portfolio-Strategie.
Kontaktieren Sie uns, um mehr über unser Angebot im Bereich Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeitsreporting zu erfahren.
Referenzen: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/klima/zustand/daten/treibhausgasinventar/gebaeude.html; Kenngrössen zur Entwicklung der Treibhausgasemissionen in der Schweiz 1990-2022.

Leiter Fachstelle Nachhaltigkeit LUKB

Projektfachstelle Finanzen LUKB
Autor
Marco Funk
Senior Consultant HEDO
marco.funk@iazi.ch
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