Rationalisierung, Standardisierung und Skalierung waren die Treiber für die industrielle Revolution. Mit der nächsten Digitalisierungswelle geraten nun auch der Dienstleistungssektor und insbesondere die Finanzbranche in den Sog der Veränderung. Alte Produktionsprozesse und Wertschöpfungsketten werden aufgebrochen und neu zusammengesetzt. Doch für jede Bank ist es eine schwierige Entscheidung, in welcher Sparte sie die Digitalisierung vorantreiben soll. Im Anlage- oder im Finanzierungsbereich? Und wie lange dauert es, bis man mit der Digitalisierung Geld verdient?
Banken stehen unter dem Druck der Kosteneffizienz, wenn regulatorische Neuerung die Kosten in die Höhe treiben. Doch der grösste Druck wird von aussen kommen: Banken spüren zunehmend den Wettbewerb durch Branchenneulinge. Für innovative Unternehmer ist es gegenwärtig ein Leichtes, mit digitalen Plattformen bei traditionellen Wirtschaftszweigen einen regelrechten Verdrängungswettbewerb loszutreten. In diesem Zusammenhang sprechen Trendforscher von einer «Uberisierung» der Wirtschaft. Der weltweite Erfolg vom Taxidienst Uber liegt dabei vor allem in der Fähigkeit, sich über bestehende Strukturen und Vereinbarungen hinwegzusetzen und diese mit einer stark digitalisierten Dienstleistung mit eigener Arbeitsorganisation zu ersetzen.
Es ist nicht erstaunlich, dass sich die Kantonalbanken in der Digitalisierung stark hervorgetan haben, denn durch ihre regionale Verankerung verfügen sie über viele Berührungspunkte zu den Endkunden und vermögen am ehesten neue Dienstleistungen bedürfnisgerecht einzuführen. So hat die Luzerner Kantonalbank mit einem Kooperationspartner im Juni vergangenen Jahres ihre bankeigene «Crowdfunding-Plattform» lanciert. Projektinitianten und KMU erhalten dort die Möglichkeit, sich mit Unterstützern respektive Geldgebern virtuell zu treffen und auszutauschen.
Die Glarner Kantonalbank hingegen hat als erste Bank ein Online-Angebot entwickelt, dass es Interessenten erlaubt, Hypotheken bindend über das Internet abzuschliessen. Der Kreditentscheid ist automatisiert, so dass sie sich die Bank-Sachbearbeiter vornehmlich um Hotline-Auskünfte kümmern oder die von den Antragstellern übermittelten Daten prüfen. Das Beispiel der E-Hypothek zeigt allerdings auch, dass Datenqualität nach wie vor ein Erfolgsfaktor für rein digitale Dienstleistungen ist, denn der Endkunde muss sich darauf verlassen, dass sein Traumobjekt auch nach objektiven, marktgerechten Methoden bewertet ist. Viele Kantonalbanken und andere Finanzinstitute setzen daher meistens auf die Kooperation mit jenen Immobiliendienstleistern, die es verstanden haben ihre Dienstleistungen für die spezifischen Digitalisierungsansprüche der Finanzwelt ständig weiterzuentwickeln.