Hoffnungskeime im Bürosegment

Wer mit dem Tram Richtung Flughafen fährt, entdeckt im Norden Zürichs eine neue Stadt in der Stadt. So ähnlich sehen Metropolen aus, die auf der sprichwörtlich grünen Wiese entstehen. Links und rechts an der Strasse reihen sich glitzernde Hotels und gläserne Bürogebäude. Etwas nach hinten verschoben sind die Wohnsiedlungen. Alles an sich perfekt und verdichtet. Nur ein Schönheitsfehler weist auf eine Malaise hin. An den Bürofassaden hängen Frühling wie Herbst die gleichen Banderolen, die eine attraktive Büromiete an bester Lage verheissen. Die Ursachen der Krise liessen bereits viel Tinte fliessen. Eine plausible Erklärung besagt, dass weniger Büroflächen gefragt sind, wenn der Wirtschaftsmotor stockt und die Nettozuwanderung tief bleibt.

Seit diesem Frühling spriessen nun endlich die ersten Hoffnungskeime in der Branche. Tatsächlich lässt sich laut den letzten Zahlen des Swiss Property Benchmarks eine leichte Erholung ausmachen. Der Anteil der nicht realisierten Mieten (in Prozent zur Sollmiete) beträgt per Ende 2018 bei Geschäftsliegenschaften (2018: 7.2%; 2017: 7.5%). Demzufolge sind die Leerstände in diesem Segment um –0.3 Prozentpunkte zurückgegangen. Laut den Werten der kantonalen Statistikämter ist die rückläufige Tendenz in Zürich sehr deutlich, während in Genf die Leerstände noch zunehmen. Allein um rund 35’000 m2 haben sich die Leerstände an Büroflächen im Zentrum von Zürich reduziert, was einer Abnahme von etwa 20 Prozent entspricht (siehe Grafik: «Büro-Leerflächen in den Zentren»).

Die solide wirtschaftliche Entwicklung der Schweiz im letzten Jahr hat die Voraussetzung dafür geschaffen, dass sich die Nachfrage nach Büroflächen verstärkt. 70’000 Arbeitsstellen sind zu vergeben, während sich die Nettozuwanderung erstmals wieder seit 2013 erhöht. Gemessen an der Anzahl der Beschäftigten in verschiedenen Branchen lässt sich daraus eine zusätzliche Nachfrage nach Büroflächen von 852’000 m2 prognostizieren. Die Nachfrage dürfte in der IT-Branche und bei Beratungsdienstleistungen besonders hoch sein, während sie in der Finanzbranche eher niedrig ausfallen wird.

Michel Benedetti
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